Bekannte Fürther Freimaurer
Von Berolzheimer bis Otto Seeling
Wenn Sie in Fürth, Nürnberg oder in der Umgebung leben, kennen Sie mit Sicherheit das Berolzheimeranium (die heutige "Comödie" von Volker Heißmann und Martin Rassau), das Nathanstift oder die Otto-Seeling-Promenade. Aber wussten Sie auch, dass diese Gebäude, Straßen und Plätze, die Namen berühmter Fürther Freimaurer tragen? Diese außergewöhnlichen Männer, waren nicht nur Mitglieder unserer Loge »Zur Wahrheit und Freundschaft«, sondern engagierten sich auch sehr für die humanitären, sozialen und gesellschaftlichen Belange unserer Heimatstadt. Damit Sie mehr über das Wirken und das Leben dieser Brüder erfahren, möchten wir Ihnen einige dieser Persönlichkeiten vorstellen:
Heinrich Berolzheimer
Stifter, Kaufmann, Humanist
(09.09.1836 - 15.04.1906, Fürth)
1869 Aufnahme in die Loge "Zur Wahrheit und Freundschaft
Nach ihm benannt: Berolzheimeranium
Heinrich Berolzheimer war ab 1859 zunächst kaufmännischer Leiter in der väterlichen Bleistiftfabrick, 1868 gründete er in New York die Firma Eagle Pencils. In der israelitischen Kultusgemeinde Fürth hatte er mehrere Jahre das Amt des Gemeindevorstands inne.
1904 ruft Berolzheimer eine Stiftung ins Leben, mit deren Mitteln die Volksbildungsstätte Berolzheimerianum errichtet wurde, das der gesamten Einwohnerschaft Fürths ohne Ansehen des Standes, der Religion und der politischen Anschauung zu Gute kommen sollte.
Heinrich Berolzheimer wurde die Ehrenbürgerwürde der Städte Fürth und Nürnberg verliehen.
Hans Schiller
Landschaftskünstler, Stadtgartendirektor
(31.10.1902 - 05.09.1991, Fürth)
1960 Aufnahme in die Loge "Zur Wahrheit und Freundschaft
Nach ihm benannt: Hans-Schiller-Allee
Nach erfolgreichem und oft preisgekröntem Wirken in Nürnberg, Weihenstephan, Düsseldorf-Benrath und als Dozent für Gartenbau in Berlin-Dahlem, kehrte er 1947 nach Fürth als dessen späterer Stadtgartendirektor zurück.
Sein Genius drückt sich besonders im Stadtpark und den Flussauen der Stadt aus. 1951 initiierte er die Gartenschau "Grünen und Blühen" und gestaltete zu diesem Zweck in nur 11 Monaten den Stadtpark um und leitete 1965-67 dessen Erweiterung. Insgesamt plante oder formte er 231 Grünanlagen neu.
Hans Schiller verstand Landschaftsarchitektur als "Gartenkunst". Sein gleichlautendes Buch von 1952 gilt noch heute als Standardwerk. In der Freimaurerloge Fürth diente er als deren langjähriger Redner.
Ehrungen:
Goldene Bürgermedaille Stadt Fürth, Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Träger der bayerischen Naturschutzmedaille
Louis Alfred Nathan
Rechtsanwalt, Stifter, Menschenfreund
(08.12.1870, Fürth - 09.10.1922, Bad Reichenhall)
1907 Aufnahme in die Loge "Zur Wahrheit und Freundschaft
Nach ihm benannt: Nathanstift
Der Sohn jüdischer Bankiersleute in 6. Generation nutze das ihm vererbte Vermögen zum Wohl von Bedürftigen und vor allem für Kinder. Der ledige, studierte Rechtsanwalt hatte mit 28 Jahren seinen Beruf wegen einer Lungenkrankheit aufgeben müssen und betätigte sich seitdem vor allem in seiner Heimatstadt Fürth, aber auch in Bad Reichenhall als Philanthrop.
Die bekannteste, von ihm ins Leben gerufene Einrichtung ist das Nathanstift, das 1906 als Reaktion auf die überdurchschnittlich hohe Säuglingssterblichkeit sehr weitsichtig geschaffen wurde. Sie wird noch heute von der errichteten Stiftung getragen.
Dr. rer.pol., Dr. rer.nat.h.c., Dr.Ing.h.c. Otto Heinrich Seeling
Generaldirektor, wegweisender Wirtschaftler, Industrieller
(01.03.1891 - 28.02.1955)
1921 Aufnahme in die Loge "Zur Wahrheit und Freundschaft
Nach ihm benannt: Otto-Seeling-Promenade
Früh verwaist und aus einfachen Verhältnissen kommend begann er als Glashandwerker. Im Selbststudium absolvierte er Abitur und das Studium der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften. Sein fachliches Wissen und sein wirtschaftlicher Weitblick empfahlen ihn rasch für gehobenste Führungspositionen.
Er fühlte sich stets sowohl dem Individuum, als auch der Sozialgemeinschaft verpflichtet, "..:weil uns der Mensch etwas Wertvolles ist, nicht nur in Bezug auf seine Arbeitskraft, sondern rein als solcher."
Der Freimaurer Seeling verrichtete während dieser Zeit sowohl einfachste Dienste, als auch die des Redners in der Bruderschaft. Er gehörte dem Ehrenrat an und stiftete die Scheiben des Logentempel anlässlich der Neurenovierung 1952.
Für ihn wurde die "Goldene Bürgermedaille" der Stadt Fürth geschaffen und ihm am 14. Oktober 1954 verliehen.
Willibald Sebastian Mederer
Zuckerwarenfabrikant
(03.10.1906, Nürnberg - 18.02.1984, Fürth)
1971 Aufnahme in die Loge "Zur Wahrheit und Freundschaft
Nach ihm benannt: Willi-Mederer-Straße
Nach seinem Ausscheiden als Generalvertreter der Fürther Hartbonbonfabrik Hegendörfer in der Gebhardtstraße gründete Willi Mederer 1948 eine eigene Fabrik, anfangs zur Nudelherstellung, später für Geleefrüchte aller Art, Kokosartikel und Schokoladen-Couverture. Als Alternative zu den "harten" Gummibärchen wurden die weicheren "Trolli-Gummibärchen" erfolgreich am Markt eingeführt.
Die heutige Firma Mederer Süßwarenvertriebs GmbH verfügt über die breiteste Produktionslinie, steht an zweiter Stelle des deutschen Marktes für Fruchtgummi und an ersten in den USA.
Als engagiertes Logenmitglied in Fürth sorgte er sich vor allem um die Renovierung des historischen Logenhauses und ließ Teile der Fassade, der Fenstereinblechungen und der Technik erneuern.